Montag, 28. Juli 2014, 15:18 Uhr. Ein zaghafter Schrei ertönt und ich breche erleichtert in Tränen aus! Unsere Katharina hat das Licht der Welt erblickt. 9 Tage länger als errechnet hat sie uns warten lassen, dann geht es ganz schnell und die Welt dreht sich plötzlich anders! Jetzt knapp 6 Wochen später kehrt langsam die Routine ein, der Alltag mit Kind beginnt und ich bin routinierter und vor allem gelassener als in den ersten Tagen!
Ich hatte große Probleme mich mit meinem Leben als Mutter zu arrangieren. Eigentlich keine Überraschung, ich bin ein Mensch der gerne Abwechslungsreiche Lebensabschnitte erlebt, aber die Routine eines geregelten Tagesablaufes zu schätzen weiß. Daran war und ist auch jetzt teilweise nicht einmal annähernd zu denken!
Es stimmt, ich hatte 9 Monate Zeit mich darauf vorzubereiten wie es ist dem priviligierten Mama-Club anzugehören. Doch kein Ratgeber, keine Internetseite und auch kein Kurs konnten mich auf die Schmerzen, das Schmutzige und gleichzeitig das Schöne der Geburt vorbereiten und erst Recht nicht wie es ist selbst das kleine, vollkommen hilflose Bündel Menschlein in den Armen zu halten!
9 Monate hatte ich darauf hingefiebert, die Spannung kaum ausgehalten, mich auf jeden Ultraschalltermin gefreut und gleichzeitig ein wenig geängstigt und dann, von einer Sekunde auf die nächste, bin ich plötzlich “Mama” und fühle mich nicht einmal annähernd als Mutter.
Ich dachte die Glückshormone würden mich überschwemmen, sofort das Mama-Gen freisetzen, doch ganz so einfach ist es nicht! Ich war so damit beschäftigt die Urgewalt der Geburt zu verarbeiten, die Schmerzen die daraus resultieren auszuhalten (eine Geburt à la Hollywood gibt es nicht, definivt nicht!) und die ganzen Eindrücke und Emotionen dank der durcheinander wirbelnden Hormone zu verarbeiten, das mir mein Baby erst einmal vollkommen fremd vorkam. Ich konnte das nicht verstehen, denn vom ersten Moment an, als ich herausfand das ich schwanger bin, liebte ich dieses unbekannte Wesen, das mein Mann und ich geschaffen hatten!
Die Woche im Krankenhaus ist für mich rückblickend die stressigste Zeit der Kennenlernphase gewesen. So viele Untersuchungen die bei mir und Katharina anstanden, gaben mir kaum eine Möglichkeit mich meinem Kind zu widmen. Zudem klappte bei mir das Stillen nicht und ich musste regelmäßig abpumpen um Katharina überhaupt Muttermilch geben zu können. Eine Katastrophe, denn für mich stand nie eine andere Möglichkeit zur Debatte und jetzt tat sich der Abgrund vor mir auf meinem Kind nicht genug zu Essen geben zu können. Ich fühlte mich als schlechte Mutter und ängstigte mich zu Tode. Viele Tränen flossen und ich war totunglücklich, obwohl ich hätte vor Glück eigentlich hätte tanzen müssen.
Zu Hause wurde es nicht besser. Innerhalb einer Woche verlor ich knapp 7 kg. Ich hatte wenig Schlaf, kaum Gelegenheit zu Essen und war ständig am abpumpen für kümmerliche 30 ml pro Pumpvorgang. Ich war am Ende und beschloss abzustillen. Eine furchtbar schwierige und schmerzhafte Entscheidung, aber so konnte ich nicht weitermachen. Ich hatte kaum gemeinsame Zeit mit meiner Tochter, der Haushalt lag brach und die Tiere standen ganz unten an. Mein Mann versuchte mir zu helfen wo er nur konnte, doch auch er stand kurz vorm Kollaps. Der Besucherstrom von Gratulanten riss nicht ab und für Katharina war auch alles zu viel. Wir zogen uns zurück, kamen endlich an und begannen eine Familie zu werden.
Anfangs, gerade beim ersten Kind, stellt man sich als frischgebackene Mutter tausend Fragen, jede Entscheidung wird ebenso oft überdacht und man hadert mit sich selbst ob man richtig handelt. Doch letztlich muss man seinem Instinkt folgen und einfach machen, sonst wird man verrückt.
Jeder Ratschlag den ich bekomme überdenke ich, bedanke mich dafür und entscheide ob ich ihn annehme oder nicht, manche sind annehmbar, andere lassen sich mit meiner Überzeugung nicht vereinbaren und finde ich übertrieben. Für diejenigen, die den Ratschlag geben mit Sicherheit nicht einfach, aber es ist nun einmal mein Kind und nicht das eines anderen.
Ich beginne zu verstehen, wie schwer die Gradwanderung als Mutter ist und bewundere jede Mutter die es versteht diesen Weg zu gehen ohne sich beirren zu lassen. So langsam komme ich im Mama-Club an und beginne mich wirklich und wahrhaftig an meiner Tochter zu erfreuen und nichts gibt mir ein besseres Gefühl morgens von meiner Tochter mit einem Lächeln begrüßt zu werden.
Eine weitere Umstellung ist die Tatsache kaum bis gar keine Zeit für mich selbst zu haben! Wahrhaftig ist heute das erste Mal, dass ich ohne Druck und Hetzerei mich meinen Hobbys widme, während mein Mann sich mit unserer Tochter ins obere Stockwerk zum schlafen hingelegt hat! Ich kämpfe sehr darum mich nicht nur als Mutter zu sehen, aber wenn man den ganzen Tag mit einem Spucktuch über der Schulter im Haus rumläuft, fällt das nicht gerade leicht! Immerhin habe ich es bisher geschafft jeden Tag zu duschen und NICHT im Pyjama rumzulaufen, für Mütter nicht selbstverständlich!
Ich habe mir vorgenommen jeden Tag ein Kapitel meines aktuellen Buches zu lesen, was erstaunlich gut funktioniert. Jetzt muss ich es noch zwischen Windeln wechseln und Wäsche waschen und bügeln organisieren für meinen Blog mehr Zeit zu haben.
Was ebenfalls hinten ansteht ist die Beziehung zwischen meinem Mann und mir. Es ist schwierig mit einem Baby die Zeit zu finden wenigstens fünf Minuten am Tag füreinander da zu sein. Anfangs war das gar nicht möglich, es war zu stressig, wir waren trotz Hilfe überwältigt und überfordert und waren froh wenn wir es schafften uns kurz in den Arm zu nehmen. Mittlerweile führen wir wieder Gespräche die nichts mit dem Baby zu tun haben, nehmen uns in den Arm und sind einfach nur Mann und Frau.
Wir sind ganz verrückt nach unserer Katharina, aber wir kämpfen beide darum uns nicht zu verlieren und gleichzeitig gute Eltern zu sein. Viel falsch machen wir momentan wohl nicht, denn Katharina ist ein sehr ausgeglichenes und äußerst liebes Kind. Sie entwickelt sich prächtig und ist quietschfiedel. Wichtig ist es den Mittelweg zu finden und das ist nicht immer einfach!
Ich kann wirklich jeder jungen Mutter raten auf sich zu hören, egal was Ärzte, Krankenschwestern, die eigenen Geschwister oder Eltern sagen, das was sich für einen selbst richtig anfühlt ist auch das richtige!!!!!
Jetzt wisst ihr warum es die letzten Wochen hier so ruhig war und ich hoffe ich kann meinen Blog wieder mit mehr Leben füllen!
Eure Alexa
Meine liebe Alexa ! Aufmerksam und eigentlich nicht sonderlich erstaunt , habe ich Deine Zeilen gelesen . ( Doch , ein bisschen erstaunt war ich über Deine so selbstverständliche Ehrlichkeit , was bestimmt nicht jede frischgebackene Mama so ausdrücken würde , aber DU bist eben DU , wofür ich Dich noch ein bisschen lieber habe , als sowieso schon … 🙂 Ihr Beide macht das Richtige –auf Herz und Bauch hören .. Gute Ratschläge sind erst dann gute Ratschläge , wenn sie in Deinem Herz und Bauch ankommen . Nach dem Gelesenen , bin ich mehr denn je davon überzeugt , daß ihr die allerbesten Eltern auf der Welt für die kleine Katharina seid ,die sie sich nur wünschen kann !!! Darf ich Dir noch sagen , daß ich ganz doll stolz auf Dich bin — ? ( Goodistolz –ist glaub ich ganz normal — wenn nicht , ist es mir auch piep egal … 🙂 Wenn sich alles so ziemlich ” normalisiert ” hat , wird sich ein Besuch meinerseits nicht vermeiden lassen … 🙂 🙂 Gaaanz dicker Schmatzer für euch drei !!!! Goodi !!
So jetzt komme ich mal dazu hier zu antworten! 😀
Ich war so gerührt als ich deinen Kommentar gelesen habe! Du weißt ja, ich bin nun mal so 😀 ich gebe nicht etwas vor was ich nicht bin und deshalb bin ich wohl so ehrlich. Außerdem find ich es super wichtig das anzusprechen, damit andere vielleicht auch den Mut finden über ihre Probleme zu sprechen!
Knutscha :-*
Dein Patenkind hihi
Ach Mensch :§
Das hast du so schön geschrieben *-*
Ich war zwar immer ein bisschen mit dabei aber es ist trotzdem toll, dass alles noch einmal gebündelt lesen zu können.
Ich weiß auch gar nicht so wirklich was ich dir schreiben soll,
ich freu mich einfach mit für dich <3
Hach dankeschön :-* kann ich da nur sagen!
Hey Alexa, ich hab deinen Post sehr aufmerksam gelesen und bewundert wie ehrlich du mit allem und vor allem dir selbst umgehst.
Daß du abgestillt hast ist zwar schade, aber echt klasse daß du nach deinem Bauchgefühl gegangen bist. Das ist doch gerade in der ersten Zeit mit Baby das wichtigste. Es bringt wirklich nicht sich mit “das muß es klappen” unter Druck zu setzen.
Wir haben ja 2 Kinder und die Babyzeit ist leider längst vorbei. Aber auch als die zweite geboren war, haben wir immer auf unser Bauchgefühl gehört und nicht auf die gefühlten 100.000 Ratschläge der lieben Familie und Bekannten.
So wie du schreibst bin auch ich fest davon überzeugt, daß die süße Katharina gar keine besseren Eltern haben kann und eine sehr glückliche Zeit bei euch haben wird.
Ich wünsche euch von ganzem Herzen nur das Allerbeste und ganz viel Spaß zu dritt – und auch mal zu zweit. 😉
GDLG
Bella
Hallo Bella,
es tut so unheimlich gut das alles zu hören, die Selbstzweifel lassen einen manchmal nahezu verzweifeln, aber es wird immer besser!
Ich bin noch immer erstaunt wie viele Frauen sich schämen das alles anzusprechen und ich frage mich weshalb, es gibt doch keinen Grund sich zu schämen. Selten ist das Leben Rosa mit Herzchenwolken am Himmel!
Ja das mit dem Ehrlichsein ist so ne Sache, ich kann einfach nicht anders… 😀
LG Alexa