Endlich ist es soweit, auch meine Generation hat ihren James Bond gefunden! Der moderne Agent benötigt keine schwimmenden Autos oder explodierenden Kugelschreiber. Er zeigt Gefühle und ist trotzdem kein Weichei. Zorn und Trauer sind ihm nicht fremd, er ist nicht unfehlbar und eigentlich ein total kaputter Charakter. Gerade deshalb liebe ich den “neuen” James Bond. Ich hoffe das uns Daniel Craig sehr lange als 007 erhalten bleibt, denn für mich gibt es keinen besseren Darsteller des James Bond als ihn.
Was musste dieser Film alles durchmachen, bevor er im Oktober 2012 in London Weltpremiere feiern durfte. Die Insolvenz des Filmstudios MGM war dabei nur ein trauiger Höhepunkt. Aber was soll ich sagen? Es hat sich mehr als gelohnt so lange auf den neuen James Bond zu warten! 50 Jahre nachdem Sean Connery Dr. No jagdte, übt sich Daniel Craig im Skyfall. Und ich finde er macht dabei eine überaus gute Figur. Was wurde im Vorfeld der Ära Craig, die ihren Anfang mit Casino Royal fand, über den smarten Schauspieler gelästert. Er ließ sich bei den Stunts doublen, war blond und seine Ohren gaben Anlass für Hohn und Spott im Presseblätterwald. Auch die Fans des berühmtesten Geheimagenten der Welt standen der Verpflichtung des gebürtigen Briten mehr als skeptisch gegenüber. Ich gehörte auch dazu. Für mich war, bis zu diesem Zeitpunkt, Sean Connery der beste Bond aller Zeiten. Besonders nach dem Pierce Brosnan Desaster Ende der 90er, war mir die Lust auf neue “Bond, James Bond-Abenteuer” gehörig vergangen. Kein Regisseur hatte es geschafft den Agenten ins neue Jahrtausend zu führen, zu sehr war man darauf bedacht, das Flair der alten Filme transportieren zu wollen. Die Ergebnisse der Vergangenheit zeigen, das man hier mehr als nur ein wenig scheiterte. Auch Daniel Craig tat sich in Casino Royal sowie in Ein Quantum Trost, sehr schwer James Bond dem anspruchsvollem Publikum glaubhaft zu verkörpern. Trotzdem war ich schlichtweg begeistert von seiner Art und Weise dem Agenten 007 Leben einzuhauchen und meine Skepsis verwandelte sich in schlichte Akzeptanz, nachdem ich Casino Royal gesehen hatte.
Es lag viel Arbeit vor dem Cast und auch vor der Crew, den Schaden, der durch die Ära von Pierce Brosnan verursacht wurde, wieder gut zu machen. Ich sehe Ein Quantum Trost, der mich schon vom Drehbuch her nicht überzeugte, als Lernprozess, der sich gelohnt hat.
Skyfall ist das Ergebnis dieses Prozesses und der Film ist es würdig im 50. Jubiläumsjahr von James Bond Premiere zu feiern. Das war mir bereits nach den ersten fünf Minuten klar, als ich gebannt im Kinosessel saß und den Atem anhielt. 007 rast mit einem Motorrad über die Dächer eines Basars, irgendwo in der Türkei und jagd einen Auftragsmörder, der sensible Daten über die Agenten des MI6 entwedet hat. Die Szene ist sowas von Typisch Bond, dass ich am liebsten laut applaudiert hätte.
Nachdem James, durch den Schießbefehl von M, versehentlich von der Agentin Eve angeschossen wurde und vom Dach des fahrenden Zuges stürzt, schließt sich nahtlos der allseits bekannte und doch immer anders interpretierte Vorspann eines James Bond Filmes an. Adels “Skyfall” jagd einem eine Gänsehaut über den Rücken und wird sich, meiner Meinung nach, nahtlos in die legendären und aufsehenerregenden 007 Titelsongs ganz vorne einreihen.
Die Chefin des MI6, kurz M genannt, muss sich für den Verlust ihres besten Agenten sowie für die Festplatte mit den Daten verantworten und erstmals wird die Hierarchie des Geheimdienstes näher beleuchtet, was ich sehr interessant fand. Mir wurde recht schnell bewusst, dass die Ablösung von Judy Dench als M in Skyfall unmittelbar bevorsteht. Ich persönlich finde es sehr schade, denn sie verkörpert die Chefin des MI6 hervorragend. Sie versteht es Strenge und Nachsicht, Gefühl und Härte in perfekter Harmonie darzustellen und steht hervorragend ihren “Mann” in dieser von Männern dominierten Welt. Das besondere Verhältnis zwischen ihr und James Bond wird in Skyfall angerissen und kurz thematisiert, lässt aber viel Raum für Spekulationen. Ich bin sehr gespannt was für eine Beziehung Gareth Mallory, ihr Nachfolger, zu James Bond aufbauen wird.
Erfreulich ist auch die Einführung von Eve Moneypenny, die einfach nur grandios gelungen ist. Der Handlungsbogen wurde perfekt insziniert und umgesetzt. Ebenfalls wieder mit dabei ist der Quartiermeister Q, doch wer einen alten Tattergreis erwartet erlebt eine Überraschung. Der junge, sympathische Computernerd mit verwuscheltem Haar und Brille hat so gar nichts gemein mit seinen Vorgängern. Er teilt auch nicht deren Leidenschaft für ausgefallene Waffen, wie explodierende Kugelschreiber oder ähnlichem Spielzeug. Der neue Q setzt lieber auf die moderne Infrastruktur der IT-Technologie und stattet Bond lediglich mit einer personalisierten Pistole und einem Peilsender aus. Diese Szene hat mir ein Lächeln entlockt und zeigt sehr deutlich, dass auch James Bond glaubhaft und authentisch im zweiten Jahrtausend angekommen ist. Vorbei sind die Zeiten von unsichtbaren Autos, wofür ich mehr als dankbar bin.
Ein Bösewicht darf auch in Skyfall nicht fehlen und kommt diesmal mit dem Namen Raoul Silva daher. Silva ist ein gefallener MI6 Agent der in Hongkong in Gefangenschaft geriet und gefoltert wurde. Um der Qual zu entgehen vergiftete er sich mit einer Zuyankalikapsel. Der Suizid schlug fehl und verätzte ihm Organe, Zähne und Knochen. Mit Hilfe einer Prothese kann er die Folgen der Vergiftung geschickt verbergen. Silva pflegt eine Hassliebe zu M, die er liebevoll Mutter nennt. Er fühlte sich damals von ihr verraten und sinnt auf Rache. Mit einem perfekten Plan treibt er seine Widersacher vor sich her und ist ihnen ständig einen Schritt voraus, bis Bond ihn schließlich zur Strecke bringen kann.
Javier Badem spielt Raoul Silva mit einer Ironie und der wohl dosierten Brise Wahnsinn, die einen schmunzeln lässt und es einem beinahe leid tut, als er von James in der Kapelle, im wilden Schottland, mit einem Messer niedergestreckt wird.
Skyfall ist anders als alle vorangegangen James Bond Filme und doch vereint dieser Film alle Merkmale eines typischen 007 Streifens. Die Drehbuchautoren haben es geschafft den Drahtseilakt zwischen Tradition und Moderne perfekt umzusetzen!
Skyfall ist seit dem 28. Februar 2013 überall auf DVD und Blue Ray erhältlich und ich kann diesen Film jedem nur empfehlen.
[ratings]
Quelle des Bildes: I don’t own this http://impawards.com/2012/posters/skyfall.jpg
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