Im ersten Teil des Reiseberichts über unseren diesjährigen Urlaub, habe ich über die Vorbereitungen, die Ereignisse während der Fahrt und die Fahrt selbst geschrieben. Im zweiten Teil geht es um den tatsächlichen Urlaub, unsere Ausflüge, Restaurants die wir besucht haben und natürlich um die Erlebnisse mit den Menschen, die unseren Urlaub zu einer unvergesslichen Erinnerung geprägt haben.
Es war herrlich, die laue Luft, das Rauschen des Meeres, das Flair von Amantea nach unserer Ankunft zu erleben. Der einzige Wehrmutstropfen in den ersten Stunden und auch ein gewaltiger Schreck für mich: Ich konnte das Meer nicht riechen, kein Salzgeruch, einfach NICHTS. Das war ungewohnt und ich musste erst einmal damit klarkommen, dass die Coronaerkrankung noch immer solche Nachwirkungen mit sich brachte. Nichts desto trotz genossen wir die ersten Stunden am Strand und wir gönnten uns ein Eis und einen Granita im Lido Azzuro (unbezahlte Werbung).
Wie jeden Urlaub waren wir am ersten Abend in diesem Lido und genossen dort unser erstes italienisches Eis. Eine schöne Tradition finde ich. Unser Onkel schenkte überraschend jeder Dame von uns eine Rose was diesen Abend seltsam anrührend schloss.
Der nächste Morgen startete mit einem Frühstück in einer nahegelegenen “Bar”. In Italien bedeutet diese Bezeichnung etwas gänzlich anderes als hier in Deutschland. Die “Bar” gehört in jedes noch so kleine Dorf und ist eine feste Institution im sozialen Gefüge der Gemeinschaft. Hier trifft man sich bei einem “schnellen” Espresso, es gibt kalte Getränke, leckere “Cornetti” (ähnlich wie Croissants nur viel leckerer) und andere süße Köstlichkeiten. Häufig werden hier auch Torten für jeden Anlass angeboten. In all den Urlauben in Süditalien habe ich die Bars schätzen und lieben gelernt.
Unser Frühstück sah in den nächsten Wochen in Italien nahezu gleich aus: Ein Espresso, ACE-Saft, Wasser und ein Cornetti dazu. Letzteres wird in den verschiedensten Variationen angeboten: Natur, mit Nutella, Pistazienfüllung, Schokolade usw. Unsere Lieblingsfüllungen waren in diesem Jahr Pistazie und “Nero” (eine Mischung aus Nutella und Zartbitterschokolade, sehr zu empfehlen).
Nach dem Frühstück besuchten wir den nahegelegenen Markt, ebenfalls eine Institution und ein Treffpunkt für alle Generationen. Leider war kaum Betrieb, Corona hat hier tiefe Spuren hinterlassen, was man auch am Angebot der angebotenen Ware erkennen konnte. Wir deckten uns, wie immer, mit Strandtüchern und Sonnenschirm(en) für den Strand ein und machten uns auf den Weg in die nahegelegene Bucht nahe der Ferienwohnung, da diese Fußläufig zu erreichen ist.
Der einzige Nachteil an der Bucht: Hier gab und gibt es weder eine Toilette noch ein Kiosk wo man Erfrischungen usw. kaufen kann. Langsam aber sicher “lernte” meine Nase den Geruch des Meeres neu und ich erahnte das Salz in der Luft mehr und mehr. Erstaunt bemerkte ich, das meine in Deutschland immer verstopfte Nase hier direkt frei war.
Es war so ein schöner Augenblick das erste Mal ins Meer einzutauchen, im wahrsten Sinne. Das mächtige Unwetter vor dem ersten Lockdown im Jahr 2020, dessen Schäden man noch immer an der Promenade in Amantea sehen kann, hat auch den Meeresboden grundlegend verändert. In der Bucht konnte man in der Vergangenheit 40-50 m weit ins Meer hineinwaten ohne das der Boden steil abfiel. Dieses Jahr war das etwas anders.
Ich stürmte ins Meer und schwups! Ging ich unter. Das heftige Unwetter hatte in den Meeresgrund einen richtigen Krater gerissen, so dass man an verschiedenen Stellen, nahe dem Strand, direkt den Boden unter den Füßen verlor. Durch das unsere Tochter jedoch sehr sicher schwimmen kann, war dies jetzt gar nicht mehr so schlimm und wir konnten entspannt das Meer, die Sonne und den Strand genießen. Der Nachmittag war für die Familie reserviert.
Alles in allem ein entspannter Auftakt in den Urlaub. Es wurden Pläne geschmiedet, was wir alles gemeinsam unternehmen würden, es wurde gelacht und herumgealbert.
Die lockere Stimmung und die Vorfreude auf unsere gemeinsame Zeit fand am nächsten Tag ein jähes Ende, als uns die Nachricht erreichte, das quasi die Hälfte der Vewandten mit Corona infiziert war. Wir waren nicht nur unfassbar traurig, sondern auch sehr wütend auf dieses dämliche Virus. Wir hatten unsere Verwandten 3 Jahre durch Corona nicht gesehen, Silvester, Ostern, mein Geburtstag usw. alles fiel ins Wasser wegen dem Virus. Nun wurde auch aus der Feier für Katharinas 8. Geburtstag nichts.
Doch es half ja nichts, wir mussten umdisponieren.
Hinzu kam, dass der nicht infizierte Onkel in unserer ersten Woche Italienurlaub nicht im Lande war, so dass wir in unserer Ankunftswoche Woche, somit auch an dem Geburtstag unseres Kindes, unter uns sein würden. Katharina war verständlicherweise maßlos enttäuscht. Sie hatte sich sehr auf ihre Cousins gefreut. Wir versprachen ihr trotzdem einen unvergesslichen Geburtstag. Und das wurde er auch. Einer der Cousins war nicht positiv getestet, so dass wir ihn bei uns aufnahmen und er auch am Geburtstag von Katharina da war.
Unsere Tochter hatte sich statt der Feier, die nun nicht mehr stattfinden konnte, einen Ausflug nach Tropea und Pizzo gewünscht, dem wir natürlich nachkamen. Wir aßen zum Frühstück Geburtstagstorte, packten die Geschenke aus und schon sausten wir in Richtung Tropea.
Tropea ist eine wunderschöne (Touristen-)Stadt mit einer sehr alten Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert. Ich muss gestehen, wir waren schon häufig in Tropea, aber die Kathedrale habe ich noch nie besichtigt. Die schöne auf einem Felsen errichtete Altstadt hat auch so genug zu bieten. Allein die Aussicht auf das Meer auf den verschiedenen Plattformen ist atemberaubend. Um einen herum schwirren Sprachen aus aller Welt und der Wind weht lau und angenehm durch die engen Gassen. Leider ist nicht ganz Tropea für den Verkehr gesperrt, aber damit kann man sich gut arrangieren.
Das Meer selbst erinnert an die Karibik und der Strand ist aus hellem Sand, der einen im gleisenden Sonnenlicht blendet.
Wir waren relativ spät am Strand, gegen Nachmittag, da war schon sehr viel los. Tropea ist definitiv als Tagesausflug zu empfehlen, allerdings muss man sich damit abfinden, dass am Strand ein Handtuch an dem nächsten liegt. Ich selbst habe das nicht als störend empfunden, sondern habe es genossen. Tropea und viele Menschen, das gehört zusammen.
Die Gegend ist bekannt für ihre roten “cipolle”. Die Tropea-Zwiebeln haben ein sehr mildes und süßliches Aroma und machen jedes Gericht mit diesem einzigartigen Gusto zu einem echten Geschmackserlebnis.
Auf dem Rückweg von Tropea kann ich nur einen Zwischenstop in Pizzo empfehlen. Die Stadt ist ebenfalls historisch und die Gassen sind sehr eng. Solltet ihr dort Halt machen, nutzt die Parkplätze unterhalb der Stadt. Wir sind dieses Jahr weiter nach oben gefahren und dachten manches Mal unser Auto nimmt Schaden, so eng sind die Straßen, die definitiv nicht für den Touristenverkehr geeignet sind. Lieber ein paar Meter zu Fuß gehen, als das Auto schrotten! Wir hatten Glück und konnten auf einem der höher gelegenen ausgewiesenen Parkflächen parken und machten uns auf ins Eiscafé Belvedere (unbezahlte Werbung) um das legendäre Tartufo zu essen. Die Eis-Spezialität wurde tatsächlich in Pizzo selbst erfunden und schmeckt nirgends besser als dort. Früher gab es nur Tartufo Nero, mittlerweile gibt es auch die Sorten “Bianco” und “Pistacchio”. Ich habe schon alle probiert, wobei ich sagen muss, das mir das Tartufo Nero noch am Besten schmeckt.
Auch in Pizzo gibt es sehr viel zu sehen. Neben der historischen Kirche, sind auch hier Aussichtsplattformen, mit Blick aufs Meer vorhanden. Dieses Jahr waren wir zur richtigen Zeit, dem Sonnenuntergang, dort und es war magisch.
In der ersten Woche unseres Urlaubes hatten wir, wegen der Reise von Francescos Onkel, die Pflege des Streuners, der sich am Haus des Onkels aufhielt, übernommen. Ich gab ihm den Namen “Bello”, hauptsächlich wegen seiner schönen, bernsteinfarbenen Augen. Wir versorgten ihn Morgens und Abends mit Futter und frischem Wasser und es tat mir in der Seele weh zu sehen, wie viel Angst er vor uns hatte. Wenn wir uns zu schnell bewegten zuckte Bello zusammen, einzig unsere Tochter konnte sehr schnell sein Vertrauen gewinnen. Es machte mich traurig und fassungslos, denn es war uns allen klar, dass es “Bello” in seinem Leben bisher nicht gut getroffen hatte, bis er Francescos Onkel und Tante gefunden hatte. Warum ich das im Reisebericht erwähne? Zum einen, weil Bello zu unserem Urlaub dazugehört, zum anderen um auf die Problematik der Straßenhunde in Süditalien aufmerksam zu machen. Dort gibt es kaum bis gar keinen Tierschutz. Tierheime wie wir sie in Deutschland kennen, sind dort nicht bekannt. Viele setzen ihre Tiere zur Urlaubszeit in den Bergen aus, wo die Hunde entweder überleben, oder aber sterben. Generell gibt es seit Jahren immer mehr Menschen, die ihre Hunde ins Haus lassen, sich um sie kümmern, mit ihnen zum Tierarzt gehen. Aber es sind noch immer viel zu wenige und viel zu viele Straßenhunde, um dem Elend ein Ende bereiten zu können. Es ist immer wieder traurig, wunderschönen Hunde mit traurigen Augen zu begegnen, die sich nichts sehnlicher wünschen als einen warmen, sicheren Ort wo sie geliebt werden.
Unsere ersten Urlaubstage waren recht strukturiert. Frühstück in einer Bar, Hund versorgen, Strand, Siesta, Strand, Essen, Hund Füttern, flanieren an der Promenade von Amantea. Es war ein beruhigender Rhythmus und tat uns allen gut.
Die erste Woche verging wie im Flug und Sonntags waren Onkel und Tante wieder zurück und gleichzeitig kam Familie von der Tante zu Besuch an. Wir räumten die Ferienwohnung und zogen “hoch” nach “Aria di Lupi” (dt. Wolfsluft) und JETZT begann MEIN Urlaub. Ich liebe dieses Fleckchen Erde in den Bergen auf 800 m Höhe, über alles. Hier fühle ich mich zu Hause, hier kann ich tief Luft holen und Atem schöpfen, zur Ruhe kommen. Die Luft ist so klar, so rein und immer einige Grad kühler als direkt am Meer. Ich liebe Amantea, aber meine Heimat in Italien ist Aria di Lupi. Der Ausblick vom Haupthaus oder der Terrasse am Nebengebäude ist mit nichts zu vergleichen und diesen Anblick trage ich immer im Herzen bei mir. Die Leute sind so wahnsinnig entspannt und einfach nur nett!
Es gibt hier gleich zwei hochklassige Pizzerien. Einmal “La Chimera” (unbezahlte Werbung) und “La Rondine” (unbezahlte Werbung). Beide Pizzerien haben Holzsteinöfen und es empfiehlt sich immer einen Tisch zu reservieren, denn ab 18:00 Uhr bis in den späten Abend strömen die Gäste mit ihren Autos zu den beiden Pizzerien. Wir selbst waren in diesem Jahr tatsächlich häufiger im “La Rondine”, weil dies von uns fußläufig in nicht mal 2 Min. zu erreichen ist. (Ha! Jetzt wisst ihr warum ich Aria die Lupi tatsächlich so liebe *Lach*)
Ein weiteres süßes Highlight ist definitiv das Eis! Es gibt wirklich nur gute Gelateria. Ich habe in dieser Region nur qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Eis genossen. Meine absolute Lieblingsaussorte, Cremma all’arancia, gibt es allerdings nur in der Bar Gelateria Sicoli (unbezahlte Werbung) in der Altstadt von Amantea. Was hatte ich dieses Eis die letzten Jahre vermisst und wann immer unsere Aktivitäten es erlaubten, hielten wir dort und ich genoss jeden Löffel meiner Lieblingseissorte.
Der nächste (kulinarische) Höhepunkt führte uns nach Falerna in das Ristorante “Bella Vista”. (unbezahlte Werbung) Hier ist der Name tatsächlich Programm. Die Aussicht ist Atemberaubend. Wir hatten (mal wieder) das Glück zum Sonnenuntergang dort zu sein und konnten uns nicht satt sehen. Das Essen dort ist einfach ein Gedicht. Ich bin eher zurückhaltend mit Experimenten beim Essen, aber die Antipasti dort, einfach nur lecker. Leicht, vielfältig und Fantasievoll, wirklich nur zu empfehlen. Ich habe das erste Mal in meinem Leben Feigen gegessen, die so raffiniert zubereitet waren, dass ich sie für mich entdeckt habe. Ich kann jedem, der das ursprüngliche Italien entdecken möchte, nur ans Herz legen, in diese Ecke Italiens zu reisen um Urlaub zu machen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist der Hammer, hier gibt es großartiges Essen für wirklich wenig Geld. Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber kommen rund um Amantea/Falerna definitiv auf ihre Kosten.
Ein Ausflug, auf den ich mich persönlich mehr als nur freute, war der Besuch in Sila. Auf knapp 1800 m gelegen, ist die Luft mit nichts zu vergleichen. Die Bäume sind Meterhoch und dazwischen gibt es immer wieder aufgestellte Picknicktische, die zum Verweilen einladen. Ein großer Park mit weitläufigen Wolfsgehegen bringen diese wunderbaren Tiere dem Menschen näher. Ein kleines Museum zeigt ein wenig die Flora und Fauna des Nationalparks und gleichzeitig die schmutzige Arbeit der ansässigen Carabinieri-Kaserne. Im Museum wird mehr als nur anschaulich gezeigt, welche Beschlagnahmungen von illegal eingeführten Tieren u. ä. durchgeführt wurden. Dieser Raum ist nichts für zarte Gemüter und für jüngere Kinder nicht zu empfehlen. Der Eintritt ist kostenfrei in das “Museum” und es sind Toilettenanlagen vorhanden.
Im Dorf in Sila gibt es viele kleine Läden mit Souvenirs, die teilweise überteuert sind, und die obligatorischen Bars und Restaurants.
Alles in allem ein guter Ort. Bisher. Durch die Lockdowns in der Corona-Pandemie ist Sila am Aussterben. Unglaublich viele Wohnungen werden zum Verkaufen angeboten. Die Seilbahn, die uns weiter nach oben hätte bringen können war außer Betrieb. Viele Geschäfte haben geschlossen. In Sila sieht man die Auswirkungen von Corona am deutlichsten, was mir in der Seele weh tut. Dieser Ort war immer voller Leben, jetzt liegt er in den letzten Zügen.
Auch im Nationalpark wartete eine große Enttäuschung auf uns: Der Zugang zum Wolfsgehege war leider gesperrt. Immerhin konnten wir hinunter zum See spazieren.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem “Eselexpress” vorbei. Es wurde Eselreiten für Kinder angeboten (10 EUR für 15 Min.). Ich selbst habe vehement abgelehnt unsere Tochter auf eines der Tiere zu setzen, was natürlich für Ratlosigkeit unter den italienischen Verwandten sorgte und für einige Tränen bei unserem Kind. Jedoch hatte ich genauer hingesehen: Die Tiere hatten kein Wasser zur Verfügung und waren so hungrig, dass sie die Anbindebalken anknabberten. So etwas unterstütze ich nicht und ich kann nur jedem raten dies auch nicht zu tun! Selbst wenn die Kinder im ersten Augenblick enttäuscht sind, erklärt und klärt euer Verhalten und das “nein” zur Tierquälerei. Unsere Tochter hat es nach einigen Minuten Nachdenken verstanden und wir konnten hinunter zum See spazieren.
Am See wurde uns das Thema “Klimawandel” äußerst unsanft unter die Nase gerieben. Der See hatte sich ca. 15-30 Meter vom eigentlichen Ufer zurückgezogen. Nach 5 Monaten Dürre kein Wunder. Ich stand sehr nachdenklich an diesem wunderschönen Ort und fragte mich, wie lange es den See wohl noch geben wird.
Gleichzeitig gab es im Norden Italiens ein derart heftiges Unwetter, dass Schlammlawinen durch die Dörfer walzten und eine Schneise der Verwüstung hinterließen.
Es ist erschreckend, wie extrem der Klimawandel in diesem Jahr seine hässliche Fratze gezeigt hat. Mir wurde nur zu deutlich bewusst, dass wir JETZT umdenken müssen, damit unsere Kinder und deren Kinder noch etwas von unserer Erde haben. Ob der eingeschlagene Weg unserer Regierungen/der EU wirklich Erfolg haben wird, mag ich nicht beurteilen, aber das jeder von uns in seinen Möglichkeiten die Natur und somit das Klima schützt, ist ein unbedingtes “MUSS”. Sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt wurden uns die Extreme des Klimas sehr deutlich. In Straßburg waren die Felder entlang der Straße Steppenartig ausgetrocknet und der angepflanzte Mais nur halb so hoch wie normal. Es sind diese Alarmzeichen, die zu sehen sind, doch dahinter stehen nicht nur wir Menschen, die mit diesen Auswirkungen zu kämpfen haben, auch die Tierwelt leidet darunter. Viele Tiere verdursten und Verhungern elendig, weil sie keine Nahrung und kein Wasser mehr finden.
Unsere letzte Woche des Urlaubes verbrachten wir ausschließlich in Aria di Lupi. Zum einen wollte Katharina nicht mehr zum Meer, nachdem die Fische sie “gebissen” hatten. In diesem Jahr gab es viele Fische im Meer, die das abgestorbene Epitilgewebe gefressen haben. Das piekst, in meinem Fall kitzelte, sehr, aber es ist nicht lebensbedrohlich. Dennoch machte das Katharina solche Angst, dass ihr der Spaß am Meer verdorben war. Selbst unsere Besuche im Lido “Micky Beach” (unbezahlte Werbung), unsere bevorzugte Location in diesem Jahr, konnten sie nicht mehr ins Meer locken. Da das Wetter in unserer letzten Urlaubswoche umschlug und endlich nach Fünf Monaten den ersehnten Regen brachte, fanden wir das nicht außerordentlich schlimm auf den Strand zu verzichten.
Ein Wehrmutstropfen gab es jedoch. Wir besuchten den großen Markt im Dorf (Lago), der so viel attraktiver als der Markt in Amantea war. Wir schlenderten durch die engen Gassen, ließen von unserer Tochter eine Kohlezeichnung anfertigen (10 EUR), kauften einige Kleinigkeiten und vollkommen überteuerte Kleider für unsere Tochter, aber Urlaub ist nun einmal nur einmal im Jahr und die Not der Händler ist nach den letzten Jahren groß. Zurück am Auto dann der Schreck: Jemand hatte versucht unser Auto aufzubrechen, ein Schaden am Kofferraum, der kaum zu übersehen war. Der Ärger war erst einmal groß, vor allem da wir keine wertvollen Gegenstände im Auto hatten, was einen Einbruch gerechtfertigt hätte. Nach dem ersten Schreck informierten wir unsere Versicherung und fuhren zur Ortsansässigen Carabinieristation. Was soll ich sagen: Die Außenstellen auf den Dörfern haben ÖFFNUNGSZEITEN, das muss man sich mal vorstellen. Ich bin fast vom Glauben abgefallen. Mein Mann musste am nächsten Tag kommen, eine Anzeige gegen unbekannt stellen und kam nach 2 Stunden endlich wieder aus der Carabinieristation wieder heraus. Zwischenzeitlich hatte ich wirklich Sorge, er würde dort bleiben müssen.
Bei uns im Urlaub kann man wirklich danach gehen, dass uns IMMER solche seltsamen Dinge passieren. Aber mal ganz ehrlich: Ohne solch Vorkommnisse wäre der Urlaub nahezu langweilig.
Schließlich konnten wir auch den anderen Teil unserer Verwandtschaft die letzten beiden Tage unseres Urlaubes sehen und besuchen, denn alle waren von Corona genesen. Tja, und dann war es Zeit für unsere Rückreise. Noch nie fiel es mir so schwer in unser Leben zurück zu kehren, zu viele Sorgen und Unsicherheiten warteten auf uns und doch freute ich mich auf unser gewohntes zu Hause, denn so schön es bei den Verwandten auch ist, es ist nichts dort so richtig “uns”. An unserem letzten Abend gab es noch das “Salami-Fest” im Dorf, ein würdiger Abschluss für unseren Urlaub. Und dann war das Auto bepackt und alles für die Rückreise vorbereitet.
Die Rückreise
Wir fuhren früh am Morgen, nach einem tränenreichen Abschied in Richtung Heimat zurück. Passend zu unserer Stimmung setzte Regen ein. Ich hätte gerne die Serpentinenstrecke vermieden, doch mein Mann setzte sich durch, denn die Umgehungsstrecke bedeutete 2 Stunden mehr Fahrtweg. Zum Glück nahmen wir die Strecke nicht, denn dort gab es ein riesiges Unwetter mit einer Überschwemmung, die mehrere Autos mit sich riss.
Die Rückfahrt an sich gestaltete sich als wahre Tortur. Nicht nur verfuhren wir uns auf dem Weg zum Zwischenstop im Hotel (Hotel Corte Business – sehr zu empfehlen, günstig, sehr sauber, gutes Frühstück) (unbezahlte Werbung) in Parma und mussten ein Stück wieder zurück fahren. Wir hatten auch wieder am St. Gotthard Pech, denn er war wegen einem Pannenfahrzeug voll gesperrt. Wir entschlossen uns dieses Mal über den Pass zu fahren, was uns zwar Zeit kostete, aber mit einem grandiosen Ausblick belohnte. Jedoch waren auch hier die Folgen des Klimawandels deutlich zu sehen. Sonst lag auf den Spitzen der Berge noch Schnee, dieses Mal war nur nackter, grauer Fels zu sehen.
Hinzu kam noch der Ärger über die Tierpension, die unsere Amy beherbergte. Abgemacht war eine Übergabe Samstags, die plötzlich nicht mehr möglich war, da eine Geburtstagsfeier besucht wurde. In der Zeit würde eine Freundin auf die Hunde aufpassen. Mein Vorschlag, dass die Freundin mir unsere Amy übergibt wurde rundweg abgelehnt. Sie wäre Dienstag eh in der Stadt, dann wäre sie noch einige Tage länger bei ihr. Dies lehnte ich ab. Zumal mein Mann und ich auch wieder arbeiten mussten. Nach längerem Hin und Her wurde vereinbart, Amy Sonntags zu übergeben.
Die letzten 800 km von Parma nach Hause waren schlimmer als die 1000 km vorher. Noch nie hatten wir so viel Stau und Verkehr auf der Straße erlebt wie auf dieser Strecke. Um 18:00 Uhr kamen wir endlich zu Hause an und entgegen meiner sonstigen Angewohnheit verschob ich das Auspacken der Koffer weitestgehend auf den nächsten Tag.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen vom Auspacken und dem abholen unserer Amy. Nach dem ganzen Desaster während unseres Urlaubes hatte ich große Bedenken in welchem Zustand unser Hund wohl sein würde.
Fazit unseres Urlaubes: Es war ein Urlaub, den wir alle drei so dringend nötig hatten. Vielleicht war er gerade deshalb so besonders. Vielleicht aber auch deshalb, weil wir durch Corona gelernt haben, die Dinge und das Leben mehr zu schätzen. Ich weiß es nicht. Fest steht jedoch, wir haben alle drei etwas von uns in Italien zurückgelassen und werden in den nächsten Monaten mehr als einmal Fernweh zu “unserem” Fleckchen Italien in Aria di Lupi Heimweh haben.
Hallo Alexa, ja die politischen Zeiten sind im Momente nicht gerade leicht. Auch ich bin noch unsicher, welcher Partei ich…