Ich habe heute erfahren, dass eine Bekannte von mir erneut Schwanger ist. Ich freue mich für sie. Total. Und wie es in solchen Gesprächen so ist, wird gleich gefragt bzw. gemutmaßt wann es bei uns mit dem nächsten Nachwuchs soweit ist. Meine Antwort ist und bleibt: NIEMALS.
Jedes Mal sind die Reaktionen gleich: Entsetzten, Unglauben oder am allerschlimmsten: ein herablassendes Lächeln von wegen “ach das legt sich noch. Bald kommt die Sehnsucht nach dem 2. Kind.”
Mich ärgert das. Ich habe keine Sehnsucht nach “Kind Nummer 2”. Und auch Äußerungen wie “das zweite Kind läuft doch einfach nebenher mit” finde ich nicht hilfreich oder ermutigend.
Ich liebe meine Tochter. Ich liebe sie sehr. Wenn sie nicht bei mir ist vermisse ich sie. Ist sie bei “Nonna” und “Nonno” und ich bin zu Hause ist das Haus viel zu groß und zu leer ohne diesen kleinen zweijährigen Wirbelwind, der innerhalb kürzester Zeit mehr Chaos anrichtet als ein Tornado der Kategorie 5.
Ich freue mich über die Erfahrung der Schwangerschaft, des ersten Jahres Elternzeit, die Entwicklungsschritte von Katharina und dabei sein zu dürfen wie sie nach und nach die Welt erobert und immer selbstständiger wird.
Aber es gehören auch unzählige schlaflose Nächte dazu, die Müdigkeit ist seit Katharina da ist mein ständiger Begleiter, ausschlafen ein seltener Luxus. Die ständigen Sorgen es könnte etwas passieren oder schief gehen, dass sich unser Kind nicht altersgerecht entwickelt und und und…
Gerade gestern hat mir mein Mann erzählt, als er zur Schicht fuhr, habe er ein Vater gesehen der quasi mitten in der Nacht, vollkommen erschöpft mit seinem Kind im Kinderwagen eine Runde durch unser Wohngebiet gedreht hat. Wir wussten genau wie sich dieser Papa gefühlt hat, wie sich so eine Nacht anfühlt.
Katharina ist ein vergleichsweise pflegeleichtes Kind. Sie wird öfter einmal Nachts wach, wenn sie schlecht träumt oder Zähne bekommt. Manchmal bleibt sie dann bis zu 4 Stunden fit und schläft dann erst ein. Zermürbend wenn der Wecker morgens um 6 Uhr erbarmungslos klingelt und man weiß die Arbeitsstelle wartet und man muss auch dort sein bestes geben.
Aber das gehört dazu. Das macht dass Elternsein aus. Genauso wie die Umarmungen und Küsse, das strahlen wenn man nach Hause kommt. Das “MAMAAAAAAAA” morgens wenn sie wach wird.
Es ist gut so wie es ist. Ich liebe die Erfahrungen die ich mit Katharina sammle, freue mich wie sie die Welt entdeckt. Aber ein zweites Kind kommt für mich nicht in Frage.
Warum? Weil es mit einem Kind ein immenser organisatorischer Aufwand ist den Alltag geregelt zu bekommen. Zur Zeit arbeite ich noch 28 Stunden, also Teilzeit, mein Mann hat unregelmäßigen Schichtdienst in seinem Job. Ein beständiges und geregeltes Familienleben ist bei diesen Arbeitszeitmodellen kaum möglich.
Mit einem Kind, einem Hund, einer Katze und einem Mann (ich bemerke gerade die Reihenfolge 😀 ) ist es schon schwierig genug den Alltag zu “wuppen” den Haushalt zu führen, soziale Kontakte zu pflegen und einfach auch mal einige Minuten für sich selbst zu reservieren, da würde ein zweites Kind so hart es klingt, einfach keinen Platz mehr finden.
Zudem bin ich ganz ehrlich, ist der finanzielle Aspekt nicht außer Acht zu lassen. Kinder kosten nun einmal Geld. Und bei den horenden Preisen an Betreuungskosten für die Tagesbetreuung (damit ich arbeiten gehen kann) und allem anderen, ist die Zahlung des Kindergeldes in Höhe von 190 € ein Witz. Wenn ich rückblickend sehe, was wir an Babynahrung (ich konnte leider nicht stillen) und Windeln ausgegeben haben, allein in den letzten beiden Jahren, ist die Zahlung des Windelbonusses in Höhe von 25,00 € im JAHR ein Witz.
Die Wasserrechnung ist angestiegen, die Stromrechnung und auch die Abfallgebühren. Selbst bei der Lohnsteuerrückvergütung mussten wir Federn lassen, da mein Mann und ich beide Elternzeit hatten und die Berechnung mehr als absurd ist. Der Mann zahlt für die Frau im Zeitraum der Elternzeit quasi die Lohnsteuer und umgekehrt. So etwas denkt sich auch nur Deutschland aus.
Das Problem hier im Land ist, jeder schreit nach Kinder, aber hat man denn welche, wird man in vielen Fällen benachteiligt. Ich finde, hier sollte dringend Entlastung für die Familien geschaffen werden.
Und last but not least ist es bei mir auch noch eine Frage der Gesundheit, erneut schwanger zu werden. Laut meinen Ärzten dürfte ich gar kein Kind mehr bekommen, selbst wenn ich wollte. Mit einer erneuten Schwangerschaft würde ich mein Leben und das des ungeborenen Kindes gefährden. Warum sollte ich mich diesem Risiko aussetzen? Warum sollte ich meiner wunderbaren Tochter die Mutter nehmen, nur um ein zweites Kind zu bekommen?
Und um weiterhin ehrlich zu bleiben. Ich besitze schlicht und einfach nicht die Nerven für ein weiteres Kind. Ich bin froh um Katharina. Ich liebe sie. Ich erfreue mich an ihr, auch wenn ich manchmal wirklich vor lauter Erschöpfung und Verzweiflung weinen muss, aber ich vermisse nicht die Zeit die hinter uns liegt. Ich liebe jeden Tag, jeden Fortschritt den sie sich erarbeitet, jeden Schritt in ihre Selbstständigkeit eine eigene Persönlichkeit zu werden. Es ist wunderbar das mit erleben zu dürfen.
Mir ist bewusst, dass viele auf meine Einstellung negativ reagieren und reagieren werden. Aber damit kann ich leben, jeder hat seine eigene Einstellung und seine eigene Auffassung und meine lautet nun einmal:
Ein 2. Kind? AUF GAR KEINEN FALL!!!
Eure Alexa
Liebe Alexa,
Ich finde deine Einstellung super!
Ich selber bin momentan schwanger mit dem ersten Kind und auch wenn ich denke, dass zwei schon schön wären, schließe ich nicht komplett aus, dass es bei einem bleiben könnte. Viel wichtiger als irgendwelchen Normen oder den Ansprüchen anderer gerecht zu werden, ist es doch die eigenen Grenzen zu sehen und für sich selbst zu sorgen. Deiner Tochter tust du sicherlich keinen Gefallen, wenn du ein weiteres Kind bekommst nur weil du denkst du musst. Viel schöner ist es doch, wenn sie eine ausgeglichene, zufriedene Mama hat, die sich darüber im Klaren ist, was gut für sie und ihre Familie ist.
Lass dir von anderen nichts einreden, denn solche Entscheidungen sollte jeder nur für sich selbst treffen!
Alles Gute
Nele von faminino.de
Hallo liebe Nele,
ich danke dir für deine Antwort, die mir Mut macht weiterhin zu meinen Überzeugungen zu stehen. Es ist schwer diese im Alltag durchzusetzen, besonders mit der Zeit für sich selbst tue ich mir da manchmal doch recht schwer.
Ich wünsche dir weiterhin eine gute Schwangerschaft und eine wunderschöne Geburt!!!!
Liebe Grüße
Alexa