In meiner Geschichte, die sich hinter dem zweiten Türchen verbirgt, geht es um einen jungen Mann, der sich sein Leben ganz anders vorgestellt hat.
“Wo finde ich bitte die Drogerieabteilung?” die sonore Stimme der Kundin dröhnte in meinen Ohren und verstärkten das Brüllen meiner Kopfschmerzen erheblich. Ich klebte ein Lächeln in mein Gesicht und drehte mich in die Richtung, in die ich die Kundin schickte. “Geradeaus, der vorletzte Gang auf der linken Seite!” Ohne einen Dank maschierte die Dame in die von mir gewiesene Richtung.
“Gerngeschehen, ich wünsche auch Ihnen einen schönen Tag!” knurrte ich leise vor mich hin und wünschte die Menschen allesamt zum Teufel! Ich war Mitte 20 und jobbte übergangsweise in einer großen Handelskette als Verkäufer. Okay, die Zwischenlösung dauerte nun schon drei Jahre, aber wer zählte schon mit?! Ich offensichtlich nicht. Eigentlich wollte ich nur in den Ferien meine Reserven für ein Studium an der nahen Universität aufbessern, doch nach dem Ende der Ferien bekam ich eine Absage für den von mir favorisierten Studiengang, Literaturwissenschaften, und so war ich überaus dankbar darüber, dass mich mein Chef eines Tages ins Büro rief und anfragte, ob ich mir vorstellen könne auf längere Sicht in Vollzeit bei ihnen zu arbeiten. Ich nahm an. Immerhin konnte ich so Geld verdienen und es im nächsten Jahr nochmal an der Uni versuchen. Das Jahr war schneller vorbei als gedacht und die Bewerberfrist an der Universität längst verstrichen und ich bediente nun die Studenten, anstatt einer von ihnen zu sein. Mein Sparkonto wuchs beachtlich, denn ich arbeitete oftmals Extraschichten, was mir nichts ausmachte. Ich hatte keinen besonders großen Freundeskreis und meine Eltern lebten weit weg, so dass ich auch hier keine Gewissensbisse bekam, wenn ich Überstunden machte.
Ich war glücklich. Bis jetzt. Ich begann mich zu fragen, ob ich nicht einfach Feige war, nochmals eine Bewerbung für den Studiengang einzureichen.
“Junger Mann, wo finde ich denn bei Ihnen Katzenfutter?” Ich musste blinzeln um mich aus meinen grüblerichen Gedanken zu reißen. “Gleich der nächste Gang!” murmelte ich und beendete im Schnelldurchgang das Auszeichnen der neuen Ware. Danach eilte ich ins Lager, durchquerte die riesige Halle in der es immer kalt zu sein schien. Ich öffnete eine kleine Tür gegenüber der Seite vom Rolltor, welches im Augenblick geschlossen war und trat in den kleinen Hofgarten, in dem ich gerne meine Pausen verbrachte. Im Lauf der letzten Jahre hatte ich auf Flohmärkten oder Wohnungsauflösungen, an denen ich zufällig vorbeikam, Terrassenmöbel, einen ausrangierten Sonnenschirm und allerlei Pflanzen aufgetrieben und diese hier aufgestellt.
Meine Kollegen belächelten mich zu Beginn, doch schon bald brachten auch sie immer wieder Pflanzen, Dekofiguren und allerlei Zeug mit, so dass der karge Innenhof zu einem gemütlichen Rückzugsort mutierte. “Brian, wo bleibst du denn? Wir brauchen dich hier drin!” hallte es durch ein kleines Fenster. “Ich komme sofort, Maureen!” Ich nahm noch einen tiefen Atemzug und beendete meine Schicht.
Entegegen meiner sonstigen Angewohnheit eilte ich sofort nach dem Abschließen der Verkaufsräume nach Hause.
Ich klappte mein gebrauchtes Notebook auf und lud die Seite der Universität. Ich klickte mich durch die Kategorien, rief den Anmeldebogen auf und verharrte einige Minuten reglos vor dem Bildschirm.
Schließlich begann ich das Formular auszufüllen und bevor ich darüber nachdenken konnte, sendete ich diesen noch am selben Abend ab. Ich hatte ja vom ersten Versuch noch alle Anlagen und diversen Nachweise in der Cloud gespeichert.
Die nächsten Wochen waren eine harte Geduldsprobe für mich. Ich schwankte zwischen Hoffen und Bangen, doch die Hochschule meldete sich nicht.
Ich begann meine finanziellen Ressourcen zu prüfen, denn mir wurde mit jedem Tag bewusster, dass ich in diesem Job nicht mehr arbeiten wollte. Für ein Studium reichten meine Reserven allemal. Ich war in den vergangenen Jahren sehr genügsam gewesen und meine Ersparnisse hatten sich durch geschickte Investitionen mehr als verdoppelt.
Wenn Plan A, das Studium, nicht klappen sollte, könnte ich trotzdem mehrere Monate überleben, ohne meine jetzige Arbeit ausüben zu müssen.
Ich beschloss alles auf eine Karte zu setzen und kündigte am nächsten Tag meinen Job, sehr zum Erstaunen meiner Kollegen und zum Entsetzen meines Chefs.
Am selben Tag bekam ich die Zusage für einen Studienplatz an der Universität.
Das Leben war wieder schön und ich konnte den nahenden Sommer kaum abwarten!
Brian hat den Mut aufgebracht, sich dem Unbekannten zu stellen und wurde dafür “belohnt”. Er ist gesprungen, bevor er das Netz und den doppelten Boden sehen konnte. Vielleicht sollten wir viel öfter einfach den nächsten Schritt wagen, ohne zu sehen wo dieser uns hinführt. Ich bin der festen Überzeugung, dass viele Menschen dann glücklicher wären!
Hallo Alexa, ja die politischen Zeiten sind im Momente nicht gerade leicht. Auch ich bin noch unsicher, welcher Partei ich…