Depeche Mode! Ich entdeckte die Band recht spät mit 16 und das noch mit einem Lied, dass gar nicht von ihnen gesungen wird, sondern nur sehr dem Stil von Depeche Mode entspricht. Auf der Suche war ich tatsächlich nach “Shout” von Tears for Fears (das fand ich aber erst Jahre später heraus). Hängen geblieben bin ich trotzdem bei dem Sound der 80er und 90er Jahre von Depeche Mode.
Unvorstellbar in Zeiten von Internet, Google, Spotify & Co., aber damals, Mitte der 90er Jahre, steckte das Internet für Normalos noch in den Kinderschuhen und unser “Musiklexikon” waren die Musiksender VIVA und MTV.
Abends gab es auf Viva immer die Sendung “Clip-Klassiker” in denen Videos von Liedern aus den 70ern und 80ern liefen, moderiert von Phil – der seit einigen Jahren die Off-Stimme bei Promi-BB ist -. Hier sah ich das erste Mal, das Video zu Everything Counts von Depeche Mode und ich war direkt im Fangirlmodus.
Es war später Abend, Sommer und sehr heiß. Die Balkontür stand offen, der laue Sommerwind wehte in die Wohnung. Meine Mutter lag schon im Bett, ich hatte Sommerferien und blieb dadurch lange wach. Ich genoss diese Zeit, in der ich nur für mich war und zappte durch die Programme. Wie immer blieb ich bei Viva hängen. Es war nach 22 Uhr und die Clip Klassiker liefen. Die ersten Klänge von Everything Counts ertönten und bääm, war ich wieder hellwach. Ich klebte förmlich am Bildschirm und verfolgte das legendäre Video zu Everything Counts, welches beim Konzert am 18. Juni 1988 im “Rose Bowl” Stadion in Pasadena mitgeschnitten wurde. Die Stimmung beim Konzert, die Präsenz von Dave Gahan auf der Bühne, die Beleuchtung usw. hatten mich direkt abgeholt.
Die Studioversion von Everything Counts erschien bereits auf dem Album “Construction Time Again” 1983. Das Originalvideo erinnert von den Effekten her an das Video zu “People are People”. Die Kraft von Everything Counts enfaltet sich jedoch erst in der Live Version, meiner Meinung nach. Ich bekam nach und nach die bis 1998 erschienen Alben, darunter auch “Construction Time Again”, doch die Version vom Album 101, dem Konzertmitschnitt von Pasadena, ließ mich nicht los.
In dieser Zeit gab es noch in den großen Warenkaufhäusern LP und CD Abteilungen. Im Karstadt gab es den Service, die CDs sich vor Ort anhören zu können. Die Möglichkeit nutzte ich von da an sehr häufig, da die Doppel-CD “101”, zum Konzert 1988 im Rose Bowl, 50 DM kostete. So viel bekam ich in einem Monat an Taschengeld. Ich sparte mir monatlich einen gewissen Betrag und war so stolz, als ich das Geld endlich beisammen hatte und mir die CD kaufen konnte. Ab diesem Moment lief die “Scheibe” bei mir hoch und runter. Jahre später, als ich schon mit meinem Mann zusammenwohnte, verschwand eine der CDs eine Zeitlang und ich war untröstlich darüber, bis sie wieder auftauchte. Das Album hat für mich einen sehr hohen Stellenwert.
Passend zur CD erschien damals auch die Videokassette des Livekonzerts, kostete jedoch weit über 70 DM. Für mich zu diesem Zeitpunkt unerschwinglich. Erst 10 Jahre nach dem Kauf von der 101-CD kaufte ich mir die Videokassette dazu. Ich war damals so stolz diese Schätze zu besitzen, das Gefühl werde ich niemals vergessen!
Ich merke beim Schreiben, wie verrückt sich das lesen muss, gerade in der heutigen Zeit. Wenn dich ein Konzert interessiert, gibst du es in der Suchmaschine oder auf YouTube ein und schon hast du 1000 Videos und mehr dazu.
Eine CD für 50 EUR? Unvorstellbar so viel Geld dafür auszugeben. Heute hast du alle Lieder für 10,99 pro Monat in Spotify zur Verfügung.
Informationen über die Band gesucht? Internet auf, Bandname eingeben und ALLE Informationen stehen dir zur Verfügung. Ich suchte mir alles in Bibliotheken, Jugendzeitschriften und TV-Sendungen zusammen.
Ich schätze die heutigen Medien sehr, trotzdem vermisse ich auch die Zeit von damals. Die Aufregung wenn ein neues Album erschien, die Promoberichte im Fernsehen und in den Zeitungen (Bravo, Popcorn usw.) Es war aufregend, die Vorfreude darauf riesig. Das geht heute ein wenig unter in der Zeit von schnellen Informationswegen.
Für mich wird “Everything Counts” immer für die Zeit stehen, in der ich nicht viel finanziellen Spielraum hatte und es trotzdem schaffte mir meine Träume zu erfüllen. Das mutet vor allem deshalb seltsam an, weil das Lied sich mit der Korruption und der Gier in Großbritannien der damaligen Zeit beschäftigt.
In diesem Sinne
Eure Alexa
Hallo Alexa, ja die politischen Zeiten sind im Momente nicht gerade leicht. Auch ich bin noch unsicher, welcher Partei ich…