Dudleys Diaries Kapitel 6 – Ein Sturm zieht auf

Dudleys Diaries

Disclaimer: “Dudleys Diaries” ist eine Fanfiction.
Die Figuren aus dem Harry Potter Universum gehören J. K. Rowling und ich verdiene kein Geld damit.

“Da draußen ist es richtig schlimm, oder?” Bedrückt kickte ich einen Kieselstein in die Dunkelheit. “Du hast keine Vorstellung davon, wie es ist. Du weißt nicht wem du trauen kannst, Leute verschwinden – gute Freunde – und du weißt genau, du wirst sie nie wieder sehen, weil sie IHM in die Hände gefallen sind und er sie aus purer Lust am Töten ermordet hat.” Megans Stimme wurde leiser und sie verstummte schließlich. Die große Welle des Kummers, die von ihr ausging, traf mich völlig unvorbereitet. Es schien mir, als habe sie jemand sehr wichtiges aus ihrem Leben in diesem Zaubererkrieg verloren. “Es tut mir leid!” murmelte ich und wusste gar nicht wofür ich diese Entschuldigung aussprach. Wir verabschiedeten uns leicht verlegen voneinander und jeder ging seiner Wege.

Nachdem Dädalus wieder zu Kräften gekommen war, verschwanden Hestia und er immer wieder über einen längeren Zeitraum. Megan blieb in unserem Versteck und sprach egal wann ich sie sah, neue Beschwörungsformeln, zum Schutz unseres Hauses, wie ich annahm. Als ich an einem weiteren kalten und nebligen Morgen verschlafen in die Küche schlurfte, blieb ich verwirrt im Türrahmen stehen. Die gemütliche, kleine Cottageküche war einer gut ausgestatteten Kantinenküche gewichen, in der kleine trollähnliche Wesen mit riesigen, flatternden Ohren herumwuselten.
“Ah, Master Dudley ist wach. Der Verwandte von HARRY POTTER, piepste es in der Höhe von meinen Knien ehrfürchtig. Ich starrte hinab und sah auf einen reichlich gefüllten Teller meiner Lieblingsspeisen, der mir entgegengestreckt wurde. “Ddddanke!” stotterte ich und stolperte in die andere Richtung davon. “Was zur Hölle…?” fluchte ich, als ich den mir bekannten Weg ins Wohnzimmer einschlug und plötzlich in einem krankenhausähnlichen Flur stand, von dem lauter Türen in winzige Krankenzimmer abgingen.

Einige der Betten waren belegt und ich erhaschte beim vorbeigehen Blicke auf Zauberer mit den seltsamsten Verletzungen. Bei einem Magier fehlte das Ohr. Dort wo es hätte sein sollen, war ein schwarzes Loch, über das sich jemand mit einem weißen Umhang, auf dem ein Zauberstab in lilaner Farbe aufgedruckt war der goldene Funken sprühte, beugte. Ein Zimmer weiter stieg einem Zauberer Dampf aus Nase, Mund und Ohren. Mir blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Unsanft stieß ich mit jemandem zusammen. “Sorry!” murmelte ich und brachte schwankend mein Frühstück, das auf dem Teller ins Rutschen gekommen war, in Sicherheit. Zu meiner Freude stand ich Megan gegenüber. “Was ist denn hier los?” platzte ich heraus und sah mich um. “Das St. Mungo-Hospital wurde von den Todessern infiltriert und wir brauchen einen Platz, um unsere verwundeten und verletzten Patienten zu versorgen. Gleichzeitig müssen wir euch im Auge behalten. Wir sind zu wenige für all die Aufgaben, die vor uns liegen, so haben wir einige miteinander Verbunden.” erläuterte Megan geduldig und blickte mich aus ihren aquamarinblauen Augen sanft an.

“Aber wenn die Leute hier alle in diesen Fideliuszauber hineingezogen werden, wird dieser dann nicht instabil?” Eine kalte Faust der Angst umschloss mein Herz. Ich hatte keine Lust diesem Lord Voldemort in die Hände zu fallen. Nach all den schrecklichen Geschichten, die mit angsterfüllten Augen und nur leise flüsternd erzählt wurden, war dieser Magier anscheinend einer der ganz üblen Sorte!
“Im Grunde hast du Recht! Jedoch wissen die Patienten nicht wo sie sind, für sie sieht es hier aus wie im St. Mungohospital. Wir haben das Gebäude magisch vergrößert und vom eigentlichen Versteck abgespalten, wenn du so willst. Verflixt kompliziert dieser Zauber, aber Mum, Dädalus und ich haben es geschafft.” Unverholener Stolz klang aus Megans Stimme. “Du, deine Mutter und auch dein Vater – bei der Erwähnung von letzterem wurde ihre Stimme einen Hauch kühler – können sich ungeniert zwischen den Bereichen aufhalten, obwohl ich euch dringend davon abraten würde.”

“Im Gegenzug können die Patienten jedoch nicht in unseren Bereich. Da ist eine Barriere!” folgerte ich und bemerkte Megans überraschtes Lächeln. “So ist es! Dudley Dursley, du wärst mit Sicherheit ein großartiger Zauberer geworden!” Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand mit raschelndem Umhang eilig in den endlos scheinenden Korridor. Wie vom Donner gerührt blieb ich auf der Stelle stehen, bis ich von einem Medizinmagier angeschnauzt wurde. “Bist du taub? Du stehst im Weg!” brüllte er mir ins Ohr und riss mich aus meiner verträumten Starre.

Ich schlug mich durch das Magische Medizentrum und bemerkte direkt, als ich die Barriere zu meinem neuen zu Hause durchschritt. Es fühlte sich an, als würde ich durch zähen Schlamm stapfen und ein leichtes Druckgefühl breitete sich in meiner Brust auf. Nach zwei Schritten fielen beide Empfindungen von mir ab. Meine Mutter stand am Spülbecken und putzte wie bessessen die schon blitzsaubere Edelstahloberfläche. Ihre Lippen waren fest zusammengepresst, was ich als Zeichen inneren Ärgers erkannte. Ich nahm an, dass mein Vater alles andere als erfreut über die Nähe zu noch mehr Zauberern war und seinen Unmut lautstark bekundet hatte.
Ich zögerte meine Mutter auf die Unstimmigkeiten zwischen ihr und meinem Dad anzusprechen und entschied mich letztlich dagegen. Was konnte ich schon ausrichten? Es war einfacher weiter zu gehen, mit einem leisen “Morgen” auf den Lippen. Ich machte es mir im Wohnzimmer auf der Couch bequem und aß das wirklich vorzügliche Frühstück dieser Zauberwesen aus der Krankenhausküche.
In den folgenden Tagen widerstand ich der Versuchung unser Versteck zu verlassen. Hestia und Dädalus kamen immer wieder kurz zu uns, vergewissterten sich, das es uns an nichts fehlte und verschwanden wieder. Megan gewöhnte sich an, wann immer es möglich war mit uns zu Abend zu essen. Taktvoll ließ sie meine Mum das Essen zubereiten, deckte auf “Muggel-Art” den Tisch und verzichtete in unserer Abwesenheit auf Magie. Nach den Mahlzeiten drehten wir in unserem Garten einige Runden einige Runden. Manchmal hörten wir zum Abschluss “Potter-Watch”. Meistens jedoch setzten wir uns auf “unsere” Bank und sprachen über den Tag. Ich genoss diese Zeit mit Megan mehr, als ich zugeben wollte und freute mich am Morgen schon auf die wenige Zeit mit Megan alleine.
“Warum mögen deine Eltern keine Magie?” Megan lief neben mir in den Regen, der die Blätter der Hecken in der Dunkelheit tiefschwarz glänzen ließ.
Unbehaglich schob ich meine Hände tiefer in die Taschen meiner Jacke. “Was dagegen?” fragte Megan und hob ihren Zauberstab in die Höhe.
Ein wenig nervös schüttelte ich den Kopf. Meine Begegnungen mit Magie waren bisher nicht sehr angenehm verlaufen. “Impervius” murmelte Megan und ich spürte einen leisen Windhauch. Zeitgleich schien es, als würde sich sich ein unsichtbarer Umhang um meinen Körper schmiegen. Während ich versuchte mich an das seltsame Gefühl zu gewöhnen, richtete Megan den Zauberstab gegen sich selbst und wiederholte die Beschwörung. “Jetzt kann uns der Regen nichts mehr anhaben.” Zufrieden traten wir unter dem Vordach, das die Terasse überdachte, in den immer heftiger werdenden Regen hinaus.
“Meine Tante wurde damals in Hogwarts angenommen und meine Mum nicht. Das muss schwer für sie gewesen sein. Mums Schwester kam nur noch in den Ferien nach Hause, wusste all die geheimnisvollen Sachen über Magie und war in einer Welt zu Hause, aus der Mum ausgeschlossen war. Das muss etwas in ihr kaputt gemacht haben.” Ich sprach leise, stockend, denn über diesen Teil unserer Familiengeschichte wurde nie gesprochen. Das wenige, was ich wusste, hatte ich nur durch Zufall erfahren.
“Das muss für euch alle sehr belastend gewesen sein, als Harry zu euch kam. Er war wohl für deine Mum immer eine Erinnerung daran, dass sie nicht richtig oder genug gewesen war um in Hogwarts zur Schule zu gehen!” Ich hob meinen Blick von meinen Schuhspitzen und warf Megan einen überraschten Blick zu. Ihre Augen ruhten mit einem sanften Ausdruck darin auf meinem Gesicht und als sich unsere Blicke trafen, wandte sie diesen rasch ab. Mir wurde warm und ein leichtes Glücksgefühl stieg in mir hoch, das jedoch einen Dämpfer erhielt, als sich meine Gedanken zu Worten formten.
“Ich will ehrlich zu dir sein!” Meine Stimme verlor sich im Geräusch des Regens und ich schwieg sehr lange, während wir Runde um Runde drehten, der Wind an unseren Kleidern zerrte und sich langsam aber sicher zu einem Orkan steigerte. Megan nickte und schwieg abwartend. Es war mit ihr immer leicht zu sprechen, egal ob es sich um ernste oder leichte Themen handelte.
“Ich habe Harry das Leben zur Hölle gemacht. Sowohl in der Schule, als auch zu Hause. Wann immer ich konnte, habe ich dazu beigetragen, dass er in Schwierigkeiten gerät!” Platzte es aus mir heraus und ich blieb abrupt stehen. “Ich bin kein guter Mensch, Megan. Oder war es nicht, bis ich von den Dementoren angegriffen wurde und Harry mir mein Leben rettete. Und das OBWOHL ich so ekelhaft zu ihm gewesen war. Er hätte mich auch sterben lassen können, weißt du!” Endlich sprach ich es aus, der Gedanke, der mir immer wieder, seit dem Vorfall in der Unterführung, im Kopf herumschwirrte.
Megan schüttelte heftig ihren Kopf. Einen Augenblick lang verwirrte mich ihr trockenes Haar, das bei der Bewegung hin und her schwang, obwohl das Unwetter um uns herum tobte.
“DU bist ein guter Mensch, Dudley. Jeder von uns macht Fehler und verhält sich nicht immer so, wie es sein sollte! Ich kenne die Gerüchte, die über die “Muggelfamilie” von Harry Potter im Umlauf sind.” Ich lachte bitter auf. Klar wusste jeder in der Zaubererwelt über unser desolates Verhalten gegenüber Harry Bescheid.
“Als meine Mum mir erzählte, dass sie für euren Schutz abgestellt wurde, hatte ich die größten Bedenken.” Entmutigt ließ ich bei Megans Worten die Schultern hängen.
“Doch dann lernte ich euch, DICH, kennen und ich änderte meine Meinung, besonders über jemand mit Namen Dudley Dursley!” Ihre leise Stimme verstummte und ich hob meinen Blick. Ruhig sah sie mir fest in die Augen.
“Nur weil man sich in seinem Handeln verstrickt und verirrt, heißt es nicht das man ein schlechter Mensch ist. Du hast dich geändert, weißt, dass dein Verhalten nicht richtig war. Du BEREUST es. Das ist was zählt! Da gibt es etwas, was du immer wieder zu vergessen scheinst: Du bist der Neffe von Lilly Potter! Meine Mum erzählte mir, dass sie nicht nur eine mächtige Hexe, sondern auch mit einem riesigen und guten Herzen gesegnet war! An diesem Wissen musst du dich festhalten, nicht an dem was vergangen und nicht mehr zu ändern ist!” Kurz schöpfte sie Atem und ich konnte nichts tun, außer ihren Worten zu lauschen. Mir war als existierten nur noch sie und ich, sonst nichts auf dieser Welt.
Dein Erbe kommt nicht nur von deiner Mum und deinem Dad, sondern von vielen deiner Vorfahren. Erstaunlich, dass ihr Muggel dies immer wieder vergesst.” Megan verstummte und der Bann brach. Mit voller Wucht nahm ich das tobende Unwetter um uns herum wahr. Die Bäume beugten ihre Kronen, deren Äste wild durch die Luft peitschten, bis zum Boden, der Wind wirbelte Blätter und kleinere Äste umher. Die Dachziegel des Cottages klapperten wild und die Böen drückten die Fensterläden krachend immer wieder gegen die Mauer des Hauses.
“Wir sollten hineingehen!” rief ich Megan zu, doch meine Worte wurden vom Sturm davongetragen. Ich nahm sie bei der Hand und zog sie in Richtung Haus. Dort angekommen, bemerkte ich, dass unsere Finger sich fest verschränkt hatten und wollte meine Hand aus ihrer lösen. Mein Herz schlug mir wild gegen meinen Brustkorb. “Megan?” Sie stand vor mir, unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung, ein Blitz zuckte grell über den Himmel und erhellte ihr Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde. Sie schob sich näher zu mir und ich bemerkte, dass sie zitterte. “Alles okay?” raunte ich, meine Stimme klang tiefer als sonst. In diesem Moment riss ausgerechnet mein Dad die Tür auf und wir fuhren ertappt auseinander.

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