Rehatagebuch Tag 11 – Nah am Wasser

John Milton:

Der Geist
ist sein eigener Ort,
und an sich kann er
einen Himmel aus der Hölle
oder eine Hölle aus dem Himmel
machen.

Mein Tag startete sehr früh und sehr unruhig. Die Nacht war die Hölle! Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen und war zu starrsinnig eine Tablette einzunehmen. Ich quälte mich stundenlang und viel schließlich in einen unruhigen Schlaf. Aus dem ich um 4 Uhr früh unsanft geweckt wurde, weil im Zimmer über mir entweder jemand aus dem Bett gefallen ist oder eine Kanonenkugel auf den Boden gefallen ist. So hörte es sich jedenfalls an. Ich ruhte noch bis viertel vor 6 und stand auf.
Dann die Hiobsbotschaft. Amy geht es wieder nicht gut. Ich war der Meinung, wir hätten das alles nun einmal hinter uns, aber nein. Mein Gedankenkarussel begann sich zu drehen und ja, es flossen auch Tränen. Selbst beim Frühstück musste ich die Tränen zurück drängen und ich begann die Übung anzuwenden, die wir für solche Fälle gestern gelernt hatten. Es half, zumindest ein wenig. Das ich heute Sporttraining auf dem Plan hatte, half noch mehr. Ich machte heute kein Gerätetraining, ich powerte mich auf dem Crosstrainer so richtig aus. Zum ersten Mal seit ich hier bin, hatte ich meine eigene Musik auf den Ohren und ich schwitzte meinen Kummer dann heraus. Nach der Sporteinheit fühlte ich mich viel besser. Dass mein Mann mir süße Fotos von Amy schickte und mir erklärte, dass sie soweit wieder fit war, tat sein übriges.
So verschwitzt wie ich war, musste ich im Eiltempo duschen, denn ich hatte Elektrotherapie für meine Schulter, die mich im Augenblick richtig quält. Schon lange habe ich nicht mehr so Schwierigkeiten damit gehabt. Wahrscheinlich, weil ich hier zur Ruhe komme und sich jetzt das Ausmaß der Entzündung im Gelenk/der Schulter so richtig entfaltet. Keine Ahnung.
Die anstrengenste und emotionalste Sitzung hatte ich heute in einer Einzelsprechstunde. Es ging um den Tod meiner Mutter, den Umgang damit und darüber einen Abschluss für mich zu finden. Das Gespräch hat mir sehr geholfen, hat mich jedoch auch mitgenommen.
Da kam es mir gerade recht, dass in der freiwilligen Werkgruppe noch ein Platz frei war und ich mich ganz auf mein Körbchen, dass ich selber flechte, konzentrieren konnte. Hinterher bin ich noch mit einer Bekannten spazieren gegangen und die emotionale Belastung nahm rapide ab.
Das Abendessen war eine vergnügliche Angelegenheit und Pläne für Samstag wurden geschmiedet.

Alles in allem ein emotionaler, jedoch auch ein erfolgreicher Tag!

In diesem Sinne

Eure Alexa

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